Porsche Stamp of Acknowledgement

So kam ich zu meinem 914 …

Wir schreiben das Jahr 1992, unendliche Menschenmassen umringen mich – inmitten einer der chaotischsten und gleichzeitig auch phantastischsten Welten für wahrhafte Helden und Enthusiasten. Ein Großereignis, welches fast alle Frauen zum Kopfschütteln bringt, welches jeglichen Zorn auf tropfnasse Kleidung und kalte Füße vergessen lässt und welches mit keinem Blind-Date zu vergleichen ist – die alljährliche Herbst-VETERAMA in Mannheim. Ausgerechnet hier sollte eine schicksalhafte Begegnung der rostigen Art seinen Anfang finden – zwischen einer Kleinanzeige in Form eines DIN A5 – Zettels an einem völlig unscheinbaren VW-Teile-Stand und meiner Person, einem damals noch finanzschwachen Studienreferendar (Berufsschul-Lehrerstift für Lehrlinge in Bauberufen), genannt Martin, der Dealer!
Damals zeigte ich noch rege Begeisterung für die Modellpalette des AUDI-Konzerns, genauer gesagt hegte und pflegte ich einen Audi 80 GTE und gierte schon eine ganze Weile nach einem der ersten Audi 80 quattro – als Winterauto, versteht sich. Doch dies tut ja eher nichts zur Sache!
Gleichzeitig entdeckte ich ein paar Monate vor besagtem Großereignis, dass ein ganz seltsames Fahrzeug des VW- oder Porsche-Konzerns eine unbeschreibliche Anziehungskraft auf mich ausübte. Wochen zuvor sah ich in freier Wildbahn eines dieser seltsamen Unikate, welches meine Freunde entweder gar nicht kannten, als „Kohlekasten“ bezeichneten oder spöttisch nur als Vehikel beschrieben, welches von vorne genauso aussah, wie von hinten.
Doch zurück zu meiner Infektion und diesem besagten Zettel an dem Teile-Stand. Dort hing er nun im Angebot – ein 914/4 – 2.0, Bj. 1975 mit ATS-Alufelgen, ANSA-Auspuffanlage, Bilstein-Dämpfern und das Ganze in angeblich fahrbarem Zustand für VHB 8000,- DM – auch von TÜV-Tauglichkeit war, glaube ich, die Rede. Also nichts wie schnell die Telefon-Nummer notiert und weiter durchs VETERAMA-Paradies!
Inzwischen sollten 3 Monate ins Land ziehen und wir schrieben inzwischen Januar im Jahre 1993, bis ich den Zettel an meiner Pinnwand wieder fand – und mich tatsächlich getraute anzurufen, um eventuell fahrzeugtechnisches Neuland zu betreten.
Doch alles was mich am anderen Ende der Telefonleitung erwartete, war einer dieser vielgeliebten Anrufbeantworter! Gut, also schön mein Sprüchlein aufgesagt und – harren wir der Dinge, die da kommen.
Tatsächlich meldete sich eine Woche später eine Stimme aus dem Odenwald und, verwundert über die Tatsache, dass der VOPO noch nicht verkauft war, ließ ich mir den Traum meiner schlaflosen Nächte beschreiben und machte spontan einen Besichtigungstermin fürs Wochenende aus.
Die wenigen Tage bis zum Wochenende schienen nicht vorübergehen zu wollen, doch endlich war Samstag und ich saß mit einem guten Freund im Auto – unterwegs nach einem kleinen Ort im tiefsten Odenwald, hinter den sieben Bergen, bei den sieben…
Unterwegs lud ich den Besitzer des VOPOs auf, denn der edle Wagen stünde nicht bei ihm, sondern wenige Kilometer entfernt in der Werkstatt seines Haus- und Hofschraubers. Also noch ein paar Meter im strömenden Regen durch unwegsames Gelände und schon rollten wir auf den Hof eines weit abgelegenen Altauto-Treffpunkts.
Tatsächlich, sofort stach er mir ins Auge – dunkelgrau-metallic, mit den “edlen” Gummi-Stoßstangen des 75-er Modells (ja ein bisschen hatte ich mich zuvor schon informiert!) und mit den 5,5 – Zoll ATS ET 26 in schwarz-silber poliert.
Gekonnt versuchte ich zu verbergen, dass ich vor Gier schon sabberte – denn das wirkt sich ja bekanntlich unangenehm auf den Kaufpreis aus!
Bei strömendem Regen nahm ich dann das im Freien stehende Edelteil in Augenschein – als Verkäufer hätte ich in diesem Moment wahrscheinlich ein unsichtbares breites Grinsen im Gesicht, denn bei Odenwälder Zwielicht und einem solchen Pisswetter einen Regentropfen von einer Rostblase zu unterscheiden erfordert sicher ein geschultes Auge !
Der erste Eindruck war ganz passabel – die Rostblasen am Targabügelknick rechts und links und um den vorderen rechten Blinker hatte ich selbverständlich gesehen!!! Auch die fast neuen 185-er Reifen nahm ich wohlwollend zur Kenntnis.
Also gut, ein zweiter Blick ins Wageninnere. Schon beim Öffnen der Türe kam mir ein leicht bis mittelschwerer Benzingeruch entgegen, doch der inzwischen herbeigerufene Schrauberfreund versicherte mir, er habe erst einen Tag zuvor die Benzinleitung erneuert (nachdem der Sprit wahrscheinlich schon im Mitteltunnel stand !?).
Mein nächster Blick fiel auf den Versuch einer Wurzelholzverkleidung um die Instrumente, die Armaturenbrettblende und im Bereich der Mittelkonsole.
Ansonsten wieder der übliche passable Zustand – soweit meine bescheidene 914-Erfahrung zu diesem Zeitpunkt eine Einschätzung überhaupt zuließ!?!
Inzwischen wurden auch noch hektisch zwei rote Kennzeichen für die noch ausstehende Probefahrt organisiert, denn das Objekt meiner Begierde war schon seit 15 Monaten stillgelegt!!!
Also dran mit den Schildern und rein ins Vergnügen – zu meiner ersten Fahrt im 914! Tatsächlich sprang der Motor relativ schnell an, und nach einer kurzen Einweisung ins Schaltschema sollte es losgehen – im strömenden Regen!!!
Schon nach etwa 200 m Fahrt waren alle Scheiben von innen derart beschlagen, dass trotz eingeschalteter hilflos blasender Lüftung, das anschließende Probeschwimmen maximal im 3. Gang vonstatten ging. Außer einem etwas herzhaften Krachen beim Zu-rückschalten in den 2. Gang und dem Jaulen des Differentials, vor allem in den höheren Gängen, war wieder nichts, was meine Kauflust bremsen wollte.
Ein kurzer Ritt noch durch den Wald und wir standen wieder vor der Werkstatt. Inzwischen erfuhr ich auch, dass der Besitzer – ein etwa dreißigjähriger Medizinstudent – den 914 erst vor 2 Jahren von einem Friseur für 12000,- DM gekauft hatte und die Aluräder und die Bilstein-Dämpfer hinten hatte auch er nachgerüstet. Inzwischen hätte er wegen seines Studiums keine Zeit mehr zum Fahren und außerdem wäre ja auch schon seit 6 Monaten der TÜV abgelaufen und er hätte jetzt einfach keine Lust mehr.
Siegessicher wollte ich natürlich noch ein Auge unter den Wagen werfen und mit einem sehnsüchtigen Blick zielte ich auf die Hebebühne in der Werkstatt – denn wer möchte schon im Freien und in nasser Bauchlage einen 914 von unten inspizieren???
Auch der Wunsch nach der Hebebühne wurde mir erfüllt und mit einem Schraubenzieher bewaffnet (ich weiß, dass es Schraubendreher heißt!) zog ich los, um die faulen Stellen zu finden.
Nach anfänglichen Misserfolgen wurde ich dennoch fündig im Bereich des Heizungsrohres hinten rechts unter dem Batteriekasten. Durch 1 cm Dichtungsmasse hindurch konnte ich den Schraubenzieher durchs Blech bis zum Griff hineinschieben.
Der Unterboden und die Außenschweller waren auch schon an manchen Stellen geschweißt worden. Im Bereich des Vorderwagens fielen mir nur die Schleifspuren der Reifen beim Einschlagen der Lenkung an den Innenseiten der Innenkotflügel auf, aber ansonsten keine Spur von Durchrostung.
Ob der Motor von unten regennass oder ölundicht war, vermochte ich im Halbdunkel der Werkstatt nicht so recht ausmachen – außerdem hatte ich ja noch keinen geschulten Blick auf die wahren Schwachstellen eines Volksporsche!
Nachdem ich also meiner Ansicht nach alles gesehen hatte, fiel mein Blick in die fragenden Augen des Besitzers, der schon die Dollarzeichen in den Augen hatte.
Er bot mir dann auch gleich noch den Original-Auspufftopf und einen zweiten Satz Stahlfelgen mit glatter Originalbereifung an, wenn ich mich zum Kauf entscheiden würde.
So, da hatte ich ihn nun, den Schwarzen Peter! Sollte ich so geködert schon gleich den ersten 914-er kaufen, den ich ansehe? Sollte ich nicht erst noch warten und noch ein paar andere ansehen? Kurzum musste ich mit meinem Freund, den ich extra mitgenommen hatte, um mich und meine Kauflust zu bremsen, Kriegsrat halten. Es dauerte nicht lange und ich hatte auch ihn auf meiner Seite, so dass ich mir eine Angebotssumme überlegen konnte.
Nach kurzem Grübeln machte ich dem Besitzer das Angebot, den Wagen nebst gebo-tener zusätzlicher Teile für DM 5500,- abzukaufen – vorausgesetzt er hat ein neues Vollgutachten, was ja angesichts der gebotenen Qualität und der TÜV – Connections seines Schraubers kein (vor allem nicht meines!) Problem sein sollte.
Nach kurzem Zucken und einem fragenden Blick zum Schrauber willigte er ein (Mist, schon wieder zu viel geboten!!!), so dass damit der Beginn einer langen Odyssee seinen Anfang haben sollte …

Martin Amann

 

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